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Ein modernes Haus aus Holz und Stroh, die nachhaltige Nutzung von invasiven Wasserhyazinthen in afrikanischen Ländern und eine Kampagne, die mit viel Herzblut zum Fahrradfahren animiert: Wie unterschiedlich und vielfältig Beiträge zu mehr Klimaschutz aussehen können, zeigen die Gewinnerprojekte des Bayerischen Klimaschutzpreises 2022.
Verliehen wurde der Bayerische Klimaschutzpreis von der Bayerischen Staatsregierung für besondere Verdienste um den Klimaschutz oder die Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels bereits zum zweiten Mal. In feierlichem Rahmen zeichnete Thorsten Glauber, Bayerischer Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz, die Preistragenden am 20. Oktober 2022 in der Kaiserburg in Nürnberg aus. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Bayerischen Landesagentur für Energie und Klimaschutz (LENK).
„Wir machen damit den Klimaschutz, der oft so abstrakt ist, für alle sichtbar: mit einer Skulptur, mit einem Preisgeld von je 5000 Euro und mit einem Imagefilm über die ausgezeichneten Projekte“, sagte Staatsminister Thorsten Glauber bei der Preisverleihung.
Jugendrat Viechtach – #VitRadelt
Mit dem Jugendrat Viechtach gibt es in der niederbayerischen Kommune schon seit dem Jahr 2016 ein Parlament für junge Menschen. Den Bayerischen Klimaschutzpreis erhält das Gremium nun für eine Kampagne zu nachhaltiger Mobilität in und um Viechtach, die 2021 ins Leben gerufen wurde. Die Aktion mit dem Titel #VitRadelt - angelehnt an das offizielle KFZ-Kennzeichen Viechtachs - animiert Menschen aus der Region zum Fahrradfahren und bringt das Thema in den öffentlichen und politischen Diskurs. Dazu gehört auch, auf gefährliche Straßenverhältnisse und fehlende Fahrrad-Infrastrukturen aufmerksam zu machen.
Um möglichst viele Bürgerinnen und Bürger für #VitRadelt zu begeistern, richtete das Jugendgremium bereits zahlreiche Veranstaltungen aus. Während pandemiebedingt anfangs vor allem Online-Aktionen wie die Veröffentlichungen eines Videos zum Thema „Fahrrad Frühjahrscheck“ stattfanden, folgten schließlich größere Projekte wie die Ausweisung eines „Pop-Up-Radwegs“ auf der hauptverkehrsführenden Straße durch Viechtach. Viel Aufmerksamkeit erlangte der Jugendrat auch mit der Organisation einer „Critical-Mass-Action“. Dabei handelt es sich um eine Fahrraddemo, mit der das Jugendgremium zeigen wollte, dass es zahlreiche Radlerinnen und Radler gibt, die sich Verbesserungen in der Stadt Viechtach wünschen. Die Kampagne des Jugendrates hat das Thema Fahrradfahren in Viechtach ins Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger gerückt und die Infrastruktur für Radfahrerinnen und Radfahrer in der Stadt bereits verbessert. Nicht nur der Jugendrat, sondern auch die Kampagne selbst sind deshalb mittlerweile eine feste Instanz in Viechtach.
„Ihr seid ein echtes Vorbild“, würdigte Staatsminister Thorsten Glauber den Jugendrat bei der Preisverleihung, „mit der Fahrrad-Kampagne zeigt ihr, wie sich das Rad als nachhaltiges Verkehrsmittel im Bayerischen Wald verstärkt nutzen lässt.“ Bemerkenswert finde der Minister auch, dass Nachhaltigkeit und Klimaschutz beim Jugendrat generell „die Basis allen Handelns“ sei: „So sollte es eigentlich bei jedem sein!“
Char2Cool e. V. – CO2-Vermeidung durch Wasserhyazinthen-Nutzung
Walter Danner und seine Tochter Katharina Danner aus Reisbach in Niederbayern setzen sich leidenschaftlich für den Umweltschutz ein. Mit ihrem gemeinnützigen Verein Char2Cool e. V. haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, das Klima durch die Nutzung von Wasserhyazinthen zu schützen, die sich in vielen afrikanischen Ländern invasiv ausbreiten. Die Danners haben dazu ein System entwickelt, bei dem die Pflanzen abgefischt, getrocknet und in einem selbstentwickelten Verkohlungsofen, dem sogenannten Klin, zu Pflanzenkohle verarbeitet und kompostiert werden. So lassen sich nicht nur die durch Wasserhyazinthen verursachten klimaschädlichen Methanemissionen stoppen und die aquatischen Ökosysteme von den invasiven Pflanzen befreien. Auch die einheimischen Böden werden auf diese Weise verbessert.
Mit ihrem Projekt wollen sich Walter und Katharina Danner nicht nur für den Klimaschutz einsetzen, sondern auch den Menschen in den afrikanischen Ländern neue Einnahmequellen ermöglichen. Durch die einfache Bauweise der Verkohlungsöfen sind die Geräte leicht vor Ort nachbaubar. Aktuell laufen Projekte in Äthiopien und Nigeria. Weitere Länder, in denen die Technik bereits eingesetzt wird, sind Sambia und Südafrika. Venezuela, Kamerun und weitere Staaten sollen noch in 2022 starten. Das Preisgeld des Klimaschutzpreises soll in die Weiterentwicklung und Verbreitung des Projektes investiert werden.
„Sie verbinden in Ihrem Projekt Ökosystemschutz, regionale Wertschöpfung, Bodenschutz und Klimaschutz”, so Staatsminister Thorsten Glauber bei der Verleihung. Es sei beeindruckend, wie der Verein Klimaschutz betreibe, eine invasive Pflanze nutzbar mache und den Menschen vor Ort zusätzlich noch eine wirtschaftliche Perspektive gebe. „Das hat uns überzeugt!“, so Glauber.
Benediktinerabtei Plankstetten – Holz-Stroh-Haus St. Wunibald
Mit dem Neubau des Hauses St. Wunibald hat die Benediktinerabtei Plankstetten im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz ein einzigartiges Referenzprojekt für klimaschonendes Bauen in Europa geschaffen. Das dreigeschossige Mehrzweckgebäude, das in die historische und denkmalgeschützte Klosteranlage integriert ist, wurde mit Holz aus dem klostereigenen Forst und Stroh von den ökologisch bewirtschafteten Feldern des Klosters errichtet und innenseitig mit Lehm verputzt. Die Bauweise mit Stroh ist dabei besonders ökologisch: Schon beim Wachstum bindet Stroh CO2 und unterscheidet sich damit von herkömmlichen Baustoffen, die im Gegensatz dazu zu CO2-Emissionen führen.
Sehr viel sichtbar ist von den ursprünglichen Baumaterialien im Haus St. Wunibald allerdings nicht mehr. Das Gebäude hat nun ein modernes Erscheinungsbild und bietet Platz für einen Kindergarten, Büros und Seminare sowie für 30 Gästezimmer, in denen kleine „Strohfenster“ Blicke in das Innere der Wände liefern. Selbst die Möbel in diesen Zimmern wurden mit regionalen Materialien und unter ressourcenschonenden Bedingungen in der hauseigenen Schreinerei gebaut. Das Haus St. Wunibald, das nach fast drei Jahren Bauzeit im April dieses Jahres fertiggestellt wurde, verbindet auf gelungene Weise Handwerkskunst mit ökologischem Pioniergeist und zeigt, wie sich Klimaschutz im Gebäudesektor sowie im öffentlichen Bauwesen in dieser Größenordnung umsetzen lässt.
Das Gebäude sei „ein Vorbild für ökologisches Bauen, regionale Ressourcennutzung und Energieeinsparung“, erklärte Staatsminister Thorsten Glauber bei der Verleihung des Bayerischen Klimaschutzpreises. „Mit Mut und Durchhaltevermögen haben Sie das größte strohgedämmte Haus in Süddeutschland geschaffen. Ein herausragendes Engagement für den Klimaschutz“, richtete der Minister das Wort an die Preistragenden.
Weitere Eindrücke von der Verleihung des Bayerischen Klimaschutzpreises 2022 finden Sie in den sozialen Medien auf der Facebook-Seite der LENK und auf Instagram.
Sie kennen weitere tolle Projekte, die sich für den Klimaschutz oder die Anpassung an den Klimawandel stark machen? Dann schreiben Sie uns! Vorschläge für den Bayerischen Klimaschutzpreis 2023 können ab sofort eingereicht werden.
Zum Bayerischen Klimaschutzpreis 2023
Kontaktieren Sie uns bitte unter klimaschutzpreis@lenk.bayern.de.