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Jeder Mensch kann einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung des Klimawandels leisten – und jedes Engagement zählt. Unter dieser Botschaft steht der Bayerische Klimaschutzpreis, der jährlich vom Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz verliehen wird.
Seit der ersten Vergabe im Jahr 2021 wurden bereits einige spannende Projekte mit Vorbildfunktion ausgezeichnet.
Im Sinzinger Aktionsbündnis "Tu was! Sinzing" hat sich eine Gruppe ehrenamtlich Engagierter zusammengeschlossen, um Klimaschutz und -anpassung, Umweltbildung, aber auch das soziale und generationenübergreifende Miteinander vor Ort zu verknüpfen und zu fördern. Ein Vorhaben, das dabei besonders hervorsticht, sind die beiden Vielfaltsgärten Schillerwiese und Ernafeld.
Der Vielfaltsgarten Schillerwiese richtet sich speziell an Kinder. Sinzings Nachwuchs hat hier ganz im Sinne einer praxisnahen Umweltbildung die Möglichkeit, zum Beispiel zusammen zu gärtnern, spannende Experimente durchzuführen, mehr über Kräuter zu lernen oder an thematisch passenden Märchenlesungen teilzunehmen.
Im Mittelpunkt des Vielfaltsgartens Ernafeld steht hingegen die Zucht und Optimierung resilienter Obst- und Gemüsesorten wie zum Beispiel Mais. Inzwischen sind vor Ort schon 30 Sorten in der Entwicklung, die in Zukunft auch der Allgemeinheit über eine Open-Source-Plattform kostenlos zur Verfügung gestellt werden sollen.
Ob Schillerwiese oder Ernafeld, beide Vielfaltsgärten schaffen auf niederschwellige Art und Weise ein erhöhtes Bewusstsein für Umwelt- und Klimathemen und lassen sich darüber hinaus auch gut auf andere Kommunen übertragen.
„Jeder bringt seine eigenen Wurzeln ein, so dass es am Ende mehr ist, als die Summe seiner Teile“, fasst Preisträger Dr. Fabian Kellermeier von "Tu was! Sinzing" das ehrenamtliche Engagement in Sinzing zusammen.
Beim Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz in der Flächenbewirtschaftung wird oftmals die Landwirtschaft in die alleinige Verantwortung gezogen. Die Verantwortung eines weiteren bedeutsamen Players und somit großen Hebels für mehr Klimaschutz in der Landwirtschaft, die Flächeneigentümerinnen und -eigentümer, werden dabei meist vergessen.
Genau hier setzt Lioba Degenfelder mit dem Projekt "A.ckerwert - Verpachten für Natur und Mensch" an: Sie bringt Personen mit Flächeneigentum, die Landwirtschaft und wichtige Beratungsinstanzen zusammen, um potenzielle nachhaltigere Bewirtschaftungsmöglichkeiten, Förderoptionen sowie Klimaschutz und -anpassung auf der Fläche gemeinsam zu diskutieren und zwischen den Akteurinnen und Akteuren zu vermitteln. Essentiell ist dabei auch die Frage, wie sich die Resilienz der Landschaft gegenüber dem Klimawandel steigern lässt und wie eine Transformation der Kommunikation zwischen gesellschaftlichen Echoblasen besser gelingen kann, damit alle am selben Strang ziehen.
A.ckerwert regt einen Bewusstseinswandel an, zeigt Verantwortungsbereiche auf und eröffnet neue Handlungsspielräume. Eine nachhaltige Bodenaufwertung, eine klimaangepasste Landwirtschaft sowie eine Resilienzsteigerung unserer Landschaften wirkt Jahrzehnte und gestaltet somit den Lebensraum zukünftiger Generationen.
„Wichtig ist, keine Angst vor dem Scheitern zu haben. Tragisch ist, wenn wir nichts tun“, so Preisträgerin Lioba Degenfelder von A.ckerwert über ihr Handeln.
Gebrauchte Bauteile erfassen, verkaufen und ihnen ein zweites Leben ermöglichen: "Architektur. Im Kreis. So wird ein Gebäude weiterverwendet.", ein Pilotprojekt des Staatlichen Bauamtes Augsburg und der Hochschule Augsburg, zeigt auf faszinierende Art und Weise, wie zirkuläres Bauen in Bayern in der Praxis umgesetzt werden kann.
Gemeinsam mit Architektur-Studierenden der Hochschule Augsburg wurde die zum Abriss freigegebene alte Stadtbücherei in Augsburg vermessen, die darin verwendeten Bauteile erfasst und diese im Nachgang online zur Weiternutzung anderorts angeboten – und das mit vollem Erfolg: Knapp 80 % der etwa 400 "geretteten" Bauteile konnten verkauft werden. So wurde ein durchschnittliches Abrissobjekt zum Lehrstück für die Augsburger Stadt, Hochschule und Verwaltung.
Angestoßen von der Hochschule Augsburg haben sich hier drei sehr wirksame Akteure zusammengetan, um die Zukunft des Bauens gemeinsam neuzudenken: die Studierenden der Hochschule Augsburg als die zukünftige Architekturschaffende und damit Umsetzende kommender Transformationen, das staatliche Bauamt Augsburg als wichtige Institution in Sachen Gebäudeverwaltung, Sanierung und Abriss sowie das Unternehmen Concular als aufstrebender Online-Handel für gebrauchte Bauteile.
„Das wusste schon meine Oma: Wenn ich etwas habe, was noch gut ist, was noch "pfenniggut" ist, dann wird das nicht weggeschmissen. Ganz einfach“, erklärt Preisträgerin Kathrin Fändrich vom Staatlichen Bauamt Augsburg die Motivation hinter dem Projekt.
Mit dem Jugendrat Viechtach gibt es in der niederbayerischen Kommune schon seit dem Jahr 2016 ein Parlament für junge Menschen. Den Bayerischen Klimaschutzpreis erhält das Gremium nun für eine Kampagne zu nachhaltiger Mobilität in und um Viechtach, die 2021 ins Leben gerufen wurde. Die Aktion mit dem Titel #VitRadelt - angelehnt an das offizielle KFZ-Kennzeichen Viechtachs - animiert Menschen aus der Region zum Fahrradfahren und bringt das Thema in den öffentlichen und politischen Diskurs. Dazu gehört auch, auf gefährliche Straßenverhältnisse und fehlende Fahrrad-Infrastrukturen aufmerksam zu machen.
Um möglichst viele Bürgerinnen und Bürger für #VitRadelt zu begeistern, richtete das Jugendgremium bereits zahlreiche Veranstaltungen aus. Während pandemiebedingt anfangs vor allem Online-Aktionen wie die Veröffentlichungen eines Videos zum Thema „Fahrrad Frühjahrscheck“ stattfanden, folgten schließlich größere Projekte wie die Ausweisung eines „Pop-Up-Radwegs“ auf der hauptverkehrsführenden Straße durch Viechtach. Viel Aufmerksamkeit erlangte der Jugendrat auch mit der Organisation einer „Critical-Mass-Action“. Dabei handelt es sich um eine Fahrraddemo, mit der das Jugendgremium zeigen wollte, dass es zahlreiche Radlerinnen und Radler gibt, die sich Verbesserungen in der Stadt Viechtach wünschen. Die Kampagne des Jugendrates hat das Thema Fahrradfahren in Viechtach ins Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger gerückt und die Infrastruktur für Radfahrerinnen und Radfahrer in der Stadt bereits verbessert. Nicht nur der Jugendrat, sondern auch die Kampagne selbst sind deshalb mittlerweile eine feste Instanz in Viechtach.
„Ihr seid ein echtes Vorbild“, würdigte Staatsminister Thorsten Glauber den Jugendrat bei der Preisverleihung, „mit der Fahrrad-Kampagne zeigt ihr, wie sich das Rad als nachhaltiges Verkehrsmittel im Bayerischen Wald verstärkt nutzen lässt.“ Bemerkenswert finde der Minister auch, dass Nachhaltigkeit und Klimaschutz beim Jugendrat generell „die Basis allen Handelns“ sei: „So sollte es eigentlich bei jedem sein!“
Walter Danner und seine Tochter Katharina Danner aus Reisbach in Niederbayern setzen sich leidenschaftlich für den Umweltschutz ein. Mit ihrem gemeinnützigen Verein Char2Cool e. V. haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, das Klima durch die Nutzung von Wasserhyazinthen zu schützen, die sich in vielen afrikanischen Ländern invasiv ausbreiten. Die Danners haben dazu ein System entwickelt, bei dem die Pflanzen abgefischt, getrocknet und in einem selbstentwickelten Verkohlungsofen, dem sogenannten Klin, zu Pflanzenkohle verarbeitet und kompostiert werden. So lassen sich nicht nur die durch Wasserhyazinthen verursachten klimaschädlichen Methanemissionen stoppen und die aquatischen Ökosysteme von den invasiven Pflanzen befreien. Auch die einheimischen Böden werden auf diese Weise verbessert.
Mit ihrem Projekt wollen sich Walter und Katharina Danner nicht nur für den Klimaschutz einsetzen, sondern auch den Menschen in den afrikanischen Ländern neue Einnahmequellen ermöglichen. Durch die einfache Bauweise der Verkohlungsöfen sind die Geräte leicht vor Ort nachbaubar. Aktuell laufen Projekte in Äthiopien und Nigeria. Weitere Länder, in denen die Technik bereits eingesetzt wird, sind Sambia und Südafrika. Venezuela, Kamerun und weitere Staaten sollen noch in 2022 starten. Das Preisgeld des Klimaschutzpreises soll in die Weiterentwicklung und Verbreitung des Projektes investiert werden.
„Sie verbinden in Ihrem Projekt Ökosystemschutz, regionale Wertschöpfung, Bodenschutz und Klimaschutz”, so Staatsminister Thorsten Glauber bei der Verleihung. Es sei beeindruckend, wie der Verein Klimaschutz betreibe, eine invasive Pflanze nutzbar mache und den Menschen vor Ort zusätzlich noch eine wirtschaftliche Perspektive gebe. „Das hat uns überzeugt!“, so Glauber.
Mit dem Neubau des Hauses St. Wunibald hat die Benediktinerabtei Plankstetten im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz ein einzigartiges Referenzprojekt für klimaschonendes Bauen in Europa geschaffen. Das dreigeschossige Mehrzweckgebäude, das in die historische und denkmalgeschützte Klosteranlage integriert ist, wurde mit Holz aus dem klostereigenen Forst und Stroh von den ökologisch bewirtschafteten Feldern des Klosters errichtet und innenseitig mit Lehm verputzt. Die Bauweise mit Stroh ist dabei besonders ökologisch: Schon beim Wachstum bindet Stroh CO2 und unterscheidet sich damit von herkömmlichen Baustoffen, die im Gegensatz dazu zu CO2-Emissionen führen.
Sehr viel sichtbar ist von den ursprünglichen Baumaterialien im Haus St. Wunibald allerdings nicht mehr. Das Gebäude hat nun ein modernes Erscheinungsbild und bietet Platz für einen Kindergarten, Büros und Seminare sowie für 30 Gästezimmer, in denen kleine „Strohfenster“ Blicke in das Innere der Wände liefern. Selbst die Möbel in diesen Zimmern wurden mit regionalen Materialien und unter ressourcenschonenden Bedingungen in der hauseigenen Schreinerei gebaut. Das Haus St. Wunibald, das nach fast drei Jahren Bauzeit im April dieses Jahres fertiggestellt wurde, verbindet auf gelungene Weise Handwerkskunst mit ökologischem Pioniergeist und zeigt, wie sich Klimaschutz im Gebäudesektor sowie im öffentlichen Bauwesen in dieser Größenordnung umsetzen lässt.
Das Gebäude sei „ein Vorbild für ökologisches Bauen, regionale Ressourcennutzung und Energieeinsparung“, erklärte Staatsminister Thorsten Glauber bei der Verleihung des Bayerischen Klimaschutzpreises. „Mit Mut und Durchhaltevermögen haben Sie das größte strohgedämmte Haus in Süddeutschland geschaffen. Ein herausragendes Engagement für den Klimaschutz“, richtete der Minister das Wort an die Preistragenden.
Energie aus der Sonne - das ist Wilhelm Kirchensteiners Lebensthema. Der pensionierte Berufsschullehrer entwickelte zahlreiche Projekte samt Lehrmaterialien, die junge Menschen für das Thema Sonnenenergie begeistern. Für den Bayerischen Klimaschutzpreis bewarb er sich mit dem von ihm entwickelten Solarkoffer.
Dieser Lehrkoffer für Photovoltaik kam sogar weit über Bayern hinaus zum Einsatz. Jugendliche aus vielen Ländern der Erde haben das Modellstück nachgebaut und damit wertvolles Wissen in Theorie und Praxis gesammelt. Der Koffer, der neben grundlegenden Materialien wie einem Poly-PV-Modul auch Steckdosen, USB-Ladekabel und Leuchtmittel enthält, brachte jungen Menschen in Entwicklungsländern so auch neue Einkommensmöglichkeiten.
Der Bayerische Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz Thorsten Glauber nannte Wilhelm Kirchensteiners Solarkoffer in seiner Laudatio ein „ideales Beispiel, um die Themen Fachkräftemangel, Weiterbildung und berufliche Bildung miteinander zu verzahnen“.
Eine besondere Ausstellung hat die Kreisgruppe Memmingen-Unterallgäu des BUND Naturschutz e.V. konzipiert. Mit Installationen an lebenden Bäumen und dazugehörigen Fabeln lädt die Wanderausstellung dazu ein, menschliches Handeln zu reflektieren. Die zentrale Frage lautet dabei: „Was wäre also, wenn ……. Bäume so handeln würden, wie wir Menschen?“
Hauptzielgruppe der Ausstellung, die seit Herbst 2021 durch verschiedene bayerische Gemeinden wandert, sind Kinder. Doch auch Erwachsene werden durch die Intervention im öffentlichen Raum und die Geschichte der Ausstellung, in der statt Menschen Bäume Umweltsünder sind, zum Nachdenken angeregt. Entwickelt und umgesetzt hat das Projekt die gelernte Schreinerin und Kommunikationsdesignerin Ursi Lerchenmüller. Unterstützt haben sie dabei Hannelore Kral und Tina Melder aus der Kreisgruppe Memmingen-Unterallgäu.
Als „echtes Kleinod, das die große Kunst der Klimakommunikation vorbildlich und auf kreative Weise umsetzt“ zeichnete der Bayerische Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz Thorsten Glauber das Projekt mit dem Bayerischen Klimaschutzpreis aus.
Kontaktieren Sie uns bitte unter klimaschutzpreis@lenk.bayern.de.